Das Pentagon stuft das Anthrax-Bakterium, das für den Milzbrand bei Huftieren verantwortlich ist, dessen Erreger aber auch den Menschen befallen kann, als die gefährlichste sämtlicher auf dem Markt befindlicher Biowaffen ein. Gefährlich ist dieses Bakterium aus zwei Gründen: erstens kann es Sporen bilden, die sogar widrigsten Umweltbedingungen standhalten und auf diese Weise still lauernd Jahrzehnte in der Erde überdauern. Die Sporen keimen dann auf, wenn sie wieder in eine für sie nahrhafte Umgebung gelangen – das Gewebe oder das Blut eines Wirts zum Beispiel, das reich an Aminosäuren, Glukose und Nukleosiden ist. Und zweitens – und das ist das eigentlich Gefährliche –produziert dieses Bakterium bei seiner Vermehrung ziemlich schnell und geradezu explosionsartig einen Giftstoff, der oft innerhalb von Stunden zum Tod des Wirts führt.
Milzbrand lässt sich mit Antibiotika behandeln, allerdings nur in einem sehr frühen Stadium, bevor die Symptome eigentlich erst offenkundig werden. Versuche in den USA und in Großbritannien haben gezeigt, dass die Antibiotika wirkungslos sind, sobald die rasant einsetzende Produktion der bakteriellen Toxine über einen kritischen Wert springt. Bei Ansteckung durch Einatmen der Sporen zum Beispiel liegt die Sterblichkeitsrate ohne rechtzeitige Antibiotika-Behandlung bei mehr als 90 Prozent. Es existiert zwar ein Impfstoff, der zum Beispiel US-Soldaten im Golfkrieg aus Angst vor einer Milzbrand-Attacke verabreicht wurde, der jedoch aus Kostengründen im zivilen Bereich nur in Ausnahmefällen zur Anwendung kommt, etwa bei medizinisch-technischen Angestellten, die in einem Speziallabor mit dem Bakterium in Berührung kommen könnten. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist übrigens nahezu ausgeschlossen. |