Die Ebola-Fieber-Epidemie von 2014 bis 2016. Das Ebolavirus gehört zu den Filoviridae (Fadenviren) und löst bei Menschen und Affen das hämorrhagische Fieber aus: bei den damals ca. 30.000 Infizierten gab es mehr als 11.000 Tote. Das ist tatsächlich traurige Spitze in Sachen Letalität.

2017, Acryl und Öl auf Faserplatte, 84 x 59 cm
Die großen Seuchen Afrikas I (Ebola)
Die großen Seuchen Afrikas I (Ebola)

11. April 2021

Unterschieden werden bei Ebola fünf verschiedene Virustypen:

  • das Zaire-Ebolavirus (EBOV)
  • das Sudan-Ebolavirus (SUDV)
  • das Reston-Ebolavirus (RESTV)
  • das Taï-Forest-Ebolavirus (TAFV), welches zunächst auch Elfenbeinküste- bzw. Côte-d’Ivoire-Ebolavirus genannt wurde
  • das Bundibugyo-Ebolavirus (BDBV)

Eine Infektion mit dem Zaire-Ebolavirus ist die schwerwiegendste von allen: die Sache geht für den Infizierten fast immer tödlich aus. Gut 89 Prozent der Betroffenen sterben daran. Es gilt als einer der gefährlichsten Krankheitserreger weltweit und wird wegen seiner hohen Letalität und Infektionsgefahr nach der Biostoffverordnung in die höchste Risikogruppe 4 eingeordnet. Bei dem bisher schwersten Ausbruch starben in Westafrika von 2014 bis 2016 mehr als 11.000 Menschen. Auch in Europa werden gelegentlich einzelne Fälle gemeldet, die mit Aufenthalten in den betroffenen Gebieten in Verbindung stehen. Die sogenannten Reservoir-Wirte – einige Arten Flughunde und wahrscheinlich auch Fledermäuse – erkranken trotz Infektion nicht. Um Ausbrüche des Virus zu verhindern oder eindämmen zu können, ist es deshalb von grundlegender Bedeutung zu wissen, wo potentielle Infektionsherde lauern. Die Habitate der in Frage kommenden Flughund- und Fledermausarten in West- bis Ostafrika ziehen sich von Guinea, Sierra Leone und Liberia im Westen über die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo und die Demokratische Republik Kongo bis hin zum Sudan und Uganda im Osten. Sogar im Osten Südafrikas kommen einige der in Frage kommenden Flughund- und Fledermausarten vor.

Zusätzlich wurde jüngst festgestellt, dass die Habitate tatsächlich weit größer sind als die bislang bekannten Verbreitungsgebiete. Analysiert man nun die Gebiete, in denen in der Vergangenheit Pandemien durch die tödliche Zaire-Variante ausgebrochen waren, stellt man fest, dass auch da die Verbreitungsgebiete der Reservoir-Wirte deutlich größer sind als bisher angenommen. Möglicherweise existieren sogenannte Verbreitungsbarrieren, die noch nicht entschlüsselt sind, die aber dafür verantwortlich sein könnten, dass die entsprechenden Flughund- und Fledermausarten die dahinter liegenden Lebensräume noch nicht erobert haben – noch nicht. Eine noch viel beunruhigendere Erklärung wäre, dass man das Verbreitungsgebiet der Ebola-übertragenden Arten bisher grundsätzlich unterschätzt hat und daher die neu gewonnenen Habitat-Modelle ein wesentlich realistischeres Bild liefern als die bisherigen Annahmen. Unwahrscheinlicher werden potentielle Neuausbrüche in der Zukunft leider bei beiden Annahmen nicht. Denn Ebola-Viren sind ebenso wie das SARS-CoV-2 – jedem längst als das Coronavirus geläufig – allesamt Viren, die normalerweise im Tierreich siedeln, aber durchaus bei engem Kontakt auf den Menschen überspringen können. Diese sogenannten Zoonosen dürften zukünftig verstärkt auftreten, da der Menschheit zahlenmäßig wächst und sich dadurch zwangsläufig häufigere und intensivere Kontakte mit Wildtieren ergeben. Selbst auf Märkten werden solche bedauernswerten Wesen ja als Nahrungsmittel angeboten, weil es tatsächlich Menschen gibt, die alles fressen, was Beine hat („ausgenommen Tisch und Stühle“, wie Monika Gruber feststellt). Außerdem helfen die vielfältig verflochtenen Mechanismen der Globalisierung dem Virus, sich rasch und weitgehend ungehindert weltweit zu verbreiten.

Etwas banaler gesagt: es gibt zu viele und zu umtriebige Menschen, und wenn das so weitergeht, dann gibt es von denen bald mehr, als der überfüllte Globus vertragen kann. Das traut sich leider nur selten jemand zu sagen. Selbst die Klimaforscher rufen lediglich nach mehr Energieeinsparung und fordern weniger Plastikverbrauch und industriellen Umweltschmutz. Im Jahr 1800 gab es rund 1.000 000 000 Menschen – das ist eine Milliarde. Im Jahr 2000, nur 200 Jahre später, waren es 6.000.000.000 Menschen – das sind schon sechs Milliarden. Das Ganze findet leider mit rasant steigender Tendenz statt, denn: im Jahr 2020 – und jetzt machen wir einen Zeitsprung, der nur noch ein Zehntel der gerade genannten Zeitspanne beträgt – rechnete die UNO uns bereits eine erschreckende Weltbevölkerungszahl von 7.900.000.000 Menschen vor – da sind wir schon ganz dicht an acht Milliarden. Das führt nicht nur jedes Vorhaben zur Energieeinsparung ad absurdum. Was soll es schließlich nützen, wenn die Menschen es schaffen, in 50 Jahren die Hälfte an verbrauchter Energie einzusparen und ihre Umweltverschmutzung auf die Hälfte zu drücken, wenn sich gleichzeitig die Anzahl dieser Schmutzfinken mehr als verdoppelt? Wo soll das hinführen?

Von Infektionsketten – und jetzt sind wir wieder bei Ebola – ist bei einer Explosion der Bevölkerungszahlen ebenfalls nichts anderes zu erwarten. Wenn man sich die aktuelle Corona-Pandemie im Vergleich zu den Ebola-Epidemien anschaut, muss man heute tatsächlich mit einem zugekniffenen lachenden und einem weinenden Auge sagen: Glück im Unglück! 2016 schafft es Ebola nicht über die vergleichsweise dünn besiedelte Region auf dem afrikanischen Kontinent hinaus, und nur fünf Jahre später legt das SARS-CoV-2 innerhalb von nur drei Monaten von einer mit knapp 12 Millionen Einwohnern extrem bevölkerten chinesischen Region aus die ganze Welt lahm. Wie kann das sein?

Nun, Ebola ist zwar sehr viel tödlicher als Corona, aber halt auch deutlich weniger ansteckend. Die Viren werden über den Kontakt mit Blut und anderen Körperausscheidungen übertragen, nicht aber über Aerosole in der Luft. Außerdem sind Infizierte anders als bei Corona erst ansteckend, wenn sie Symptome zeigen und dann oft bereits nicht mehr mobil, sondern zum Glück schon längst bettlägerig sind. Hinzu kommt, dass Westafrika arm und mit dem Rest der Welt nur sehr schwach vernetzt ist. So konnte sich die Krankheit von Guinea aus nur sehr langsam auf dem Landweg lediglich in die beiden angrenzenden Länder ausbreiten und schaffte es außer in seltenen Einzelfällen erst gar nicht weiter. Im chinesischen Wuhan war die brisante Ausgangssituation leider eine völlig andere.

Wuhan ist national und international ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, und sogar europäische Unternehmen nutzen die Region als Produktionsstandort. So konnte sich Corona leicht und schnell verbreiten. China besitzt zwar seit der SARS-Epidemie von 2002 ein Frühwarnsystem, das bei verdächtigen, noch nicht identifizierten Lungenkrankheiten sofort Alarm schlägt, und daher warnten chinesische Ärzte auch tatsächlich bereits im Dezember 2019 vor einer neuen Epidemie. Die lokalen Regierungsbehörden unterdrückten jedoch die Verbreitung dieser Information und hielten die Sache so lange unter Verschluss, bis es nicht mehr anders ging als die Existenz dieser neuartigen Infektion zuzugeben. Deshalb wurde fatalerweise viel zu spät erst zu einem Zeitpunkt reagiert, als das Virus längst in die Welt hinausgetragen worden war.

Ob sich ein Virus weltweit verbreiten kann, hat selbstverständlich sehr viel mit der Reaktionsschnelligkeit, der Bereitschaft zum Handeln und der internationalen Zusammenarbeit zu tun. Die war bei der Ebola-Epidemie von 2014 zwar anfänglich auch schleppend, aber nahm dann unter der Führung der USA unter ihrem damaligen Präsidenten Obama sehr schnell an Fahrt auf. Tausende Freiwillige wurden mit Tonnen von Schutzausrüstung und Hilfsgütern nach Afrika geschickt, sogar das Militär wurde eingesetzt. Wiederum nur fünf Jahre später haben die USA unter Führung ihres damaligen Präsidenten Trump gar nicht gehandelt und auch keine internationale Führungsrolle übernommen.

Die Art des Virus, sein Ausbruchsort und geballtes politisches Unvermögen: so konnte das Coronavirus sich im Gegensatz zu Ebola in kürzester Zeit auf der ganzen Welt ausbreiten. Die epidemiologischen Lehren aus Ebola – allem voran die Wichtigkeit einer frühzeitigen und transparenten Kommunikation – wurden aus bürokratischer Bequemlichkeit, aus träger Selbstgerechtigkeit und inhaltsleerer Wichtigtuerei ignoriert oder erst gar nicht ernst genommen. Bei keinem politisch Verantwortlichen schrillten in angemessener Weise die Alarmglocken. Weder in Deutschland noch in Europa oder sonst wo auf der Welt.

Das Bild ist Teil einer Serie zum Thema Pandemie:

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