Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern
2017, Tempera und Acryl auf Holz, 60 x 119cm
und hüte mich, mit ihm zu brechen.
Es ist gar hübsch von einem großen Herrn,
so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen
Goethe, Faust. Eine Tragödie, 1808. Mephisto, V. 350-353
Wenn man in früheren Jahrhunderten resigniert, frustriert oder genervt am liebsten „in Gottes Namen“ gesagt hätte, war ein derartiger Gottesfrevel streng genommen gar nicht erlaubt, und deswegen wich man häufig so gerne auf das „in drei Teufels Namen“ aus.
Eigentlich dürfte man, wenn man heutzutage die Aussagen der Bibel ernst nehmen will, schlichtweg immer noch nicht „in Gottes Namen“ sagen, denn bis heute lautet das Zweite Gebot unverändert: Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen. Soll heißen: man soll nicht dauernd um Gottes willen, in Gottes Namen, du lieber Gott, ach du großer Gott, oh my god und so weiter sagen, weil das eine gedankenlose und unnötige Missbräuchlichkeit dieses großen Namens darstellt. Aber was heißt „Gott“ denn nun und sagt Gott von sich selbst auch „ich bin Gott“?
Als Gott sich Mose in der bekannten Geschichte vom brennenden Dornbusch zeigt und ihm den Auftrag gibt, das Volk Israel aus der Sklaverei des ägyptischen Pharaos weg zu führen, fragt der diesen Gott nach seinem Namen: „Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen?“ (Exodus 3,13).
Hebräisch fragt Mose nicht nur nach dem Namen Gottes, sondern er fragt „Was ist sein Name?“. Das hebräische Wort für „Name“ (שֵׁם, gesprochen: schem) bedeutet daneben auch „Reputation/Ruhm“. Zu Zeiten des Alten Testaments bestand ein inhaltlicher, deutlich und unmissverständlich auf das Wesen des Benannten zielender Zusammenhang zwischen dem Name und der Person, zu der er gehörte. Das war anders als heute, wo man ja gern gechillt behauptet, Namen seien nichts weiter als Schall und Rauch. Wenn man sich die Namen mancher Kinder sogenannter Promis anschaut und dabei auf Apple, auf Banjo oder North stößt, auf Shiloh Nouvel oder Bear Blue, auf Princess Tiaamii oder Bronx Mowgli, auf Sage Moonblood und Poppy Honey Rosie oder gar X Æ A-XII, dann wünscht man sich allerdings tatsächlich, dass Namen nichts weiter als Schall und Rauch sind!
Da das damals aber anders gehandhabt wurde, antwortet Gott ihm auch: אֶהְיֶה אֲשֶר אֶהְיֶה „Ich bin, der ich bin.“ Und er weist Mose an: „So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin-da hat mich zu euch gesandt.“ Gott sagt Mose eben gerade nicht: „Ich bin JHWH“. Sondern er benennt sich mit einer auf den ersten Blick leeren Worthülse, die man ganz unterschiedlich übersetzen kann: „ich bin, der ich bin“, „ich werde sein, der ich sein werde“ oder sogar „ich bin (für euch) da“.
Von einer derart unabhängigen Position aus, einer Stellung, der niemand auch nicht im Geringsten etwas anhaben kann, argumentiert dieser Gott auch im Prolog im Himmel, einer der drei Einleitungssequenzen zu Faust I. Der alte Goethe hat da sicher lange nachgedacht und viel lesen müssen.
Der respektlose und recht flapsig daherkommende Teufel, der da als Mephistopheles mit Gott herumalbert und schließlich um die Seele des alten Faust wettet, macht Gott weder Angst noch nimmt der ihn allzu ernst. Es wird deutlich, wenn man ein wenig heruminterpretiert (wozu ich hier gerade keine Lust habe), dass das Böse nicht ohne das Wissen und Wollen Gottes auf der Welt ist, sondern dass das Böse ganz explizit ein beabsichtigter und gewollter Bestandteil der Schöpfung ist und das wahre Gute niemals schlecht machen kann.
Und weil Christen wegen des Neuen Testamentes eine etwas andere Sichtweise auf Gott haben als das hebräische Original und daher bei Gott die Heilige Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist annehmen, dann dürfen wir uns den Teufel ebenfalls als Trinität vorstellen und sagen:
In drei Teufels Namen! Einer darf dann sogar eine Dame von eher herber Schönheit sein. Oder divers…