Die Spanische Grippe 1918-20 – das Influenzavirus A/H1N1 – ca. 500 Mio. Erkrankte und rund 50 Mio. Tote

2017, Acryl und Gouache auf Karton, 66 x 48 cm
Die großen Seuchen der Menschheit II

7. März 2021

Ab 1918 verbreitete sich die Spanische Grippe mit großer Geschwindigkeit rund um den gesamten Erdball und hielt die Menschheit in insgesamt drei Wellen in Atem. Alles in allem dürften etwa 500 Millionen Menschen infiziert worden sein, die Sterblichkeitsquote lag zwischen fünf und zehn Prozent. Heute nimmt man an, dass sie wahrscheinlich in einem Ausbildungscamp der amerikanischen Streitkräfte in Kansas ausbrach und keineswegs in Spanien, wie der Name vermuten ließe. Weil Spanien im Ersten Weltkrieg nicht beteiligt war, wurde dort lediglich zuerst über die Pandemie berichtet. Das erklärt den Namen. Länder wie Deutschland oder Frankreich berichteten in erster Linie über das Kriegsgeschehen und Nachrichten über diese Epidemie unterlagen der Zensur, um die Bevölkerung nicht zu demoralisieren. Innerhalb kurzer Zeit eroberte das Virus auf diese Weise ganze Kontinente, nicht zuletzt auch durch die kriegsbedingten Truppentransporte.

Die meisten Todesfälle wurden bei den Zwanzig- bis Vierzigjährigen verzeichnet. Man vermutet heute, dass ältere Menschen wegen vorausgegangener Grippeinfektionen eine gewisse Immunität gegenüber dem Virus ausgebildet hatten, die den Jüngeren naturgemäß fehlte, weil sie die früheren Grippeepidemien nicht erlebt hatten.

Zwischen der ab Ende 2019 bis ins Jahr 2023 grassierenden COVID-19-Pandemie und der Spanischen Grippe gibt es eine gute Handvoll erstaunlicher Analogien: Beide Krankheiten wurden und werden von einem hochansteckenden Virus ausgelöst, gegen das kein wirksames Medikament oder Impfserum existierte oder existiert. Beide Krankheiten waren bis zu ihrem Ausbruch weitgehend unbekannt. Beide Viren haben vermutlich – wie auch immer – vom Tier auf den Menschen übergegriffen. Beide Infektionen wurden und werden hauptsächlich durch Tröpfchen- und weniger durch Schmierinfektion weitergereicht. Beide Infektionen betreffen massiv die Lunge bis hin zum tödlichen Versagen derselben. Auch Verschwörungstheorien gab es damals wie heute. Die USA beschuldigten damals Deutschland, „Mikroben“ freigesetzt zu haben und auch heute gibt es Stimmen, die den Ursprung des Virus in einem chinesischen Speziallabor für biologische Kampfstoffe in Wuhan verorten. Das es dort tatsächlich sogar gibt.

Außerdem verlief die Corona-Kurve durchaus ähnlich wie die der Spanischen Grippe, die drei große aufeinanderfolgende Wellen aufwies – 2021 befanden sich die meisten Nationen bereits in der Zweiten COVID-19-Welle. Im ersten Quartal 1918 gab es in der ersten Welle der Spanischen Grippe eine mäßig große Anzahl Erkrankter, aber nicht allzu viele Todesfälle. Die zweite Welle brachte einen mutierten Erreger hervor und nahm dadurch deutlich an Gefährlichkeit zu. Das Auftreten im Herbst 1918 war dann viel massiver, und – so wie bei COVID-19 auch – sowohl bei den Krankheitszahlen als auch bei den Todesfällen deutlich erschreckender als der erste Schub. 1919 gab es dann in vielen Teilen der Welt eine dritte Welle, die bis ins Jahr 1920 anhielt. Auch bei der dritten Welle war die Sterberate sehr hoch. Und auch zu Beginn des Jahres 2021, zeigten sich in der Zweiten Welle bereits ein brisantes Mutationsgeschehen und eine dadurch deutlich gesteigerte Letalität.

Auch wenn wir heute nicht das Jahr 1918 schreiben – manche Dinge haben sich nicht vollkommen geändert. Gewisse Grundsätze aus den Zeiten der Spanischen Grippe gelten tatsächlich bis heute. Sie könnten für die Politiker im Zweiten Coronajahr ein Wegweiser sein. 2007 haben die USA eine Studie über den Krankheitsverlauf während der Spanischen Grippe in den großen US-Städten vorgelegt. Dort wird sehr deutlich, dass konsequente und rechtzeitig beschlossene Quarantäneverordnungen, Schulschließungen und Ausgangssperren ebenso wie das Tragen von Schutzmasken die Letalität dieses Infektionsgeschehens um gut die Hälfte senken konnten. In New York beispielsweise wurde ein sehr früher und strikter Lockdown verhängt, der sich bis hin zum Verbot der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erstreckte. Pittsburgh handelte im Vergleich dazu viel zu spät. Dort gab es vergleichsweise deutlich mehr als doppelt so viele Tote wie in New York.

In Deutschland gleichen sich die Bilder zu meinem ohnmächtigen Leidwesen leider. Der Föderalismus verhindert auch hier jede einheitliche oder gar kluge Vorgehensweise, wie er es ja seit einigen Jahrzehnten bedauerlicherweise im Bildungssystem längst unter Beweis stellt. Die Roten sagen dies oder jenes, je nachdem ob sie sich gerade den Schwarzen oder den Grünen andienen möchten, die Grünen sind aus ökologischen, gelegentlich ansatzweise nachvollziehbaren, immer aber höchst verschwurbelten Gründen dagegen und die Schwarzen haben sowieso die Ewige Weisheit mit dem Löffel gefressen, besonders in Bayern, wo man ja allein schon wegen des großen „C“ immer schon ganz besonders schwarz und fromm und voller Dreifaltigkeit und selbstgerecht war und deswegen eine völlig andere Realität besitzt als der Rest dieser auf dem Fluss der Zeit ziellos und ohne erkennbare planvolle Steuerung dahintreibenden Republik. Denn aus Berlin erfährt man heutzutage lediglich, dass, soweit man das sehe, keine Fehler begangen wurden und man stets das „Menschenmögliche“ getan habe. Das ist in etwa so, wie wenn meine Lohnbuchhaltung mir am Ende des Monats mitteilen würde, dass man sich zwar sehr bemüht habe, mein Gehalt zusammenzukratzen, dass es aber diesmal leider doch nicht dazu gereicht hätte, mir etwas zu überweisen. Vielleicht aber dann nächsten Monat. Möglicherweise. Best Effort. Da würde man dann wahrscheinlich auch wieder sein „Menschenmögliches“ versuchen. Genau wisse man das jetzt aber noch nicht. Denn schließlich sei ja ganz viel in dieser Republik sogenanntes Neuland – sogar mit amtlich ausgestelltem Testat von höchster Regierungsstelle, und mehr könne man da dann auch nicht mehr tun.

Auch wenn das Experiment Corona wohl nicht endgültig beendet ist – eines zeigen die Daten deutlich: einhundert Jahre Nachdenken haben leider ganz und gar nicht dazu geführt, dass bei den Politikern wenigstens in Ansätzen ein Hauch von Weisheit, Vision oder gar Erkenntnis in nennenswertem Maß angekommen zu sein scheinen. Phantasie- und Ratlosigkeit werden heute zwar mit schönen, leeren Worten, bunten, nichtssagenden Bildern und verwirrenden Statistiken von höchsten offiziellen Stellen weggelächelt, aber die Erkenntnis, dass es für die Menschen einen fatalen Bärendienst bedeutet, wenn gescheiterte Bundespolitiker in die Spitzenämter der EU entsorgt werden, damit sie dort noch um ein Vielfaches größere Schäden anrichten können, die hat sich in den Köpfen der Menschen inzwischen leider nicht vollkommen zu Unrecht festgesetzt. Und das ist bedenklich. Für jeden einzelnen von uns.

Das Bild ist Teil einer Serie zum Thema Pandemie:

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