Im Grunde genommen ist das auch wieder so eine Geschichte, in der die Schuldlosen und Schwachen den gedankenlosen Größenwahn der anderen ausbaden müssen.
2016, Acryl und Gouache auf Karton, 54 x 68 cm.
Atlas zeugte mit Pleione, einer Tochter des großen Okeanos und der Göttin der Morgenröte Thetys zunächst sieben Töchter, die nach ihrem Tod von den Göttern in den Himmel versetzt wurden und seitdem nach ihrer Mutter „Pleiaden“, nach ihrem Vater auch „Atlantiden“ genannt werden. Man kennt sie auch das Siebengestirn, obwohl man nur sechs von ihnen deutlich sehen kann, die Siebente, Merope, aber nicht.
Diese Sechs, so sagt man, hatten durchweg Götter als Liebhaber: Elektra, Maia und Taygete den Jupiter, Alcyone und Celaeno den Neptun und Asterope den Mars. Merope aber, die kleinste der Schwestern, heiratete mit Sisyphos bloß einen Sterblichen, und dazu sogar einen von den Göttern Verfluchten, weswegen sie sich bis heute verschämt versteckt und unsichtbar bleibt. Von diesen sieben Schwestern ist hier aber überhaupt nicht die Rede, sondern von ihren fünf anderen Schwestern.
Nach Hyginus (Fabulae, 192) – man findet das Werk unter anderem in der Bayerischen Staatsbibliothek – hatte Atlas mit Pleione nämlich zusätzlich noch einen Sohn und fünf weitere Töchter: erst Hyas, den Älteren und dann dessen fünf jüngere Schwestern, die Hyaden. Nach dem Tod ihres Bruders sollen sich die armen Dinger zu Tode geweint haben sollen. Hyas hatte sich zunächst, wie er halt war als pubertärer Gernegroß (mit dem Vater auch kein Wunder!), bei der Jagd an Hasen und anderen kleinen, wehrlosen Tieren gemessen. Als er größer wurde, da wurde leider auch sein Größenwahn größer und er versuchte sich an dem frischen Wurf einer libyschen Löwin zu messen, der er nicht gewachsen war und die ihn bei dem Versuch, ihre Jungen als Beute wegzuschleppen, in der Luft zerriss. Mutter Pleione weinte, Vater Atlas brach in seiner Trauer zusammen, aber das war nichts im Vergleich zu der endlosen Trauer seiner fünf kleinen Schwestern und den Bächen aus Tränen, die sie wegen des toten Bruders vergossen. Diese endlosen Klagen, so schreibt Ovid, brachten ihnen einen Ehrenplatz im Himmel ein – und zu Ehren des toten Bruders Hyas ihren Namen.
So wurden die Hyaden von den Göttern unter die Sterne versetzt und stehen im Sternbild des Stieres. Wenn sie am Horizont auftauchen, beginnt in Griechenland die herbstliche Regenzeit: die Hyaden weinen bis heute um ihren Bruder. Nicht einmal einheitliche Namen lassen sich für die fünf armen Schwestern in der Mythologie ausmachen: sie werden nur pauschal als „die, die es regnen lassen“ benannt. Kein Schicksal der Klasse 1A.
Hyaden auf Wikipedia (Externer Link)
Hygini fabulae (1856) auf der Seite der Bayerischen Staatsbibliothek (Externer Link)
Publius Ovidius Naso, Fasti, 5. Buch, Vers. 159-182, auf The Latin Library (Externer Link)
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Aus dem Werk ist eine Druckgrafik gleichen Namens entstanden. |
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