Friends, Romans, countrymen,
lend me your ears!
I come to bury Caesar,
not to praise him.
The evil that men do
lives after them;
The good is oft interred
with their bones.
Shakespeare, Julius Caesar, II. Akt, 2. Szene; Marcus Antonius‘ Rede anlässlich Cäsars Begräbnis
Ich habe einen Traum, dass eines Tages unten in Alabama mit den brutalen Rassisten, mit einem Gouverneur, von dessen Lippen Worte der Einsprüche und Annullierungen tropfen, dass eines Tages wirklich in Alabama kleine schwarze Jungen und Mädchen mit kleinen weißen Jungen und weißen Mädchen als Schwestern und Brüder Hände halten können.
Martin Luther King,
I Have A Dream,
Rede vom 28. August 1963
Der Begriff ‚real existierender Sozialismus‘, den sich diese Ära für sich selbst ausgedacht hat, deutet an, für wen darin kein Platz ist: für Träumer. Und wenn Sie, Vaclav Havel, nun als Staatspräsident in Ihrer Neujahrsansprache 1990 auf den Inhalt Ihrer Träume näher eingingen und ausführten: Vielleicht werden Sie fragen, von welcher Republik ich träume. Ich antworte Ihnen: von einer selbständigen, freien, demokratischen, wirtschaftlich prosperierenden und zugleich sozial gerechten Republik, kurz gesagt von einer menschlichen Republik, die dem Menschen dient und deshalb die Hoffnung hat, dass der Mensch auch ihr dienen wird. Von einer Republik allseitig gebildeter Menschen, weil ohne sie keines unserer Probleme gelöst werden kann, sei es menschlich, ökonomisch, ökologisch, sozial oder politisch, so träumen auch hier viele Schweizer davon, dass sie in einer solchen Republik leben, gewissermaßen im selben Traum, den Sie, Vaclav Havel, träumen. Doch die Wirklichkeit, in der die Schweizer träumen, ist anders.
Friedrich Dürrenmatt, Die Schweiz ist ein Gefängnis, Rede am 22. November 1990 anlässlich der Verleihung des Gottlieb-Duttweilers-Preis. Er hielt eine Rede auf Vaclav Havel, in der er die seiner Meinung nach festgefahrene Situation und Struktur in seinem eigenen Land, der Schweiz, kritisierte.
Dieses große Volk wird genau so weiter aushalten wie bisher, es wird wieder aufblühen und wird gedeihen. So lassen Sie mich denn als Allererstes meine feste Überzeugung bekunden, dass das Einzige, was wir zu fürchten haben, die Furcht selbst ist – die namenlose, blinde, sinnlose Angst, die die Anstrengungen lähmt, deren es bedarf, um den Rückzug in einen Vormarsch umzuwandeln. In allen dunklen Stunden unserer Geschichte hat eine freimütige und starke Führung beim Volke das Verständnis und die Unterstützung gefunden, die für den Sieg wesentlich sind.
Franklin D. Roosevelt, The Only Thing We Have To Fear Is Fear Itself, Rede vom 04. März 1933. In seiner Antrittsrede als frisch vereidigter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geht Roosevelt auf wirtschaftliche und soziale Probleme ein und ruft zu sofortigem Handeln auf.
Berühmte Reden haben alle eines gemeinsam: entweder einen bemerkenswerten ersten Satz, so wie Martin Luther Kings „I have a dream“ oder das berühmte „Freunde, Römer, Mitbürger“, mit denen Mark Anton seine Totenrede auf Julius Cäsar einleitet, oder es gibt im Verlauf eine markante Passage oder ein Schlagwort: „Yes, we can“ (Barack Obama) oder „Ich bin ein Berliner“ (John F Kennedy). Man muss sich seinen Einstieg in eine neue Sache also gut überlegen. Man muss schlaue Worte, überwältigende Metaphern oder gottgleiche Weisheiten parat haben, wenn sich die Leute an einen erinnern sollen.
Ja, jetzt ist sie also fertig, diese kleine Webseite mit meiner „Kunst“ und meinen „Kommentaren“ zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zu Moral, Anstand und Politik (die sich nicht von vornherein gegenseitig ausschließen) und mit meinen Gedanken, die hauptsächlich im Lateinunterricht, aber auch in Deutsch- oder Englisch-Unterrichten emporklettern, wenn ich mir gelegentlich fassungslos die Frage gestellt habe, wieso in drei Teufels Namen diese Dinge häufig viele Schüler so gar nicht interessieren, obwohl sie doch so gut wie immer die Essenz oder die Abgründe unserer Existenz repräsentieren und meist lediglich in unseren Alltagsaugen fremdartig und „komisch“ geschrieben sind und daher für schwerere Kost gehalten werden als (oft allerdings auch recht „komisch“ geschriebene) Kurznachrichten und Mitteilungen in diversen elektronischen Messenger-Diensten.
Komisch im Sinne von „seltsam“ – nun, das sind meine Werke auch. Sie kommen mir (zunächst immer noch ungemalt) stets in den Sinn, wenn meiner Meinung etwas gesagt werden muss, für das Worte nicht ausreichen. Wenn Dinge passieren, die meine (inzwischen erfolgreich entfernte) Galle hochkochen lassen oder ich mir etwas verdeutlichen möchte, wofür selbst ich sprachlos verharren muss.
Ich tue das hier ausschließlich für mich. Für die Familie. Für Freunde. Für Bekannte. Ein öffentliches Privatissimum also. Und das soll auch so bleiben. Wer Spaß hat, hier einfach ein wenig zu stöbern, ist natürlich immer herzlich willkommen.
Und daher braucht es hier keine zündende Rede, keine markanten Worte, die wie in Stein gemeißelt alle Zeiten überdauern.
Man soll sich selbst nicht so wichtig nehmen. Wer könnte das in einfachen Worten besser zusammenfassen als der große, der bescheidene, der einzigartige Rossini in der Widmung zu einem seiner letzten Werke, der Petite Messe Solenelle im Jahr 1863, die in Wahrheit viel, viel größer ist als das kleine „petite“ im Titel vermuten ließe?
„Bon Dieu! La voilà terminée cette pauvre petite Messe. Est-ce bien de la musique sacrée que je viens de faire ou bien de la sacrée musique? J’étais né pour l’Opera Buffa, tu le sais bien! Peu de science, un peu de cœur, tout est là. Sois donc Béni, et accorde-moi le Paradis. (Gioacchino Rossini, Passy 1863)
Guter Gott! Da ist sie nun fertig, diese armselige kleine Messe. Ist es denn nun heilige Musik, die ich da mache, oder elendes Zeug? Ich bin geboren für die Komische Oper, das weißt Du genau! Wenig Fertigkeiten, ein bisschen Herz, darum geht es ja gerade. Sei also gnädig und gewähre mir das Paradies.
Wenn Sie gefallen gefunden haben an den Werken, würde ich mich über Ihre Kommentare freuen. Nein; ich freue mich auch über Ihre Anmerkungen, wenn Ihnen ein Werk nicht gefallen hat. Ihre Meinung zu meinen Arbeiten und Gedanken interessiert mich.
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