Ein öffentliches Privatissimum

Feine, kleine Auswahl zeitgenössischer Kunst und kluger Worte der vergangenen Jahre. Kunst als Kommentar und Kommentare zur Kunst.

Für Besucher, die sich das erste Mal auf dieser Seite eingefunden haben, gibt es im Beitrag „Willkommen“ Hintergrundinfos zum präsentierten Konvolut. Ihre eigenen Kommentare zu den einzelnen Werken und Anmerkungen sind übrigens gern gesehen, denn auch außerhalb typischer Social Media Plattformen ist noch Diskurs möglich. Für Interessierte gibt es auch einen Newsletter-Dienst, der zeitnah über Änderungen und Neuaufnahmen informiert.

Als Warnhinweis vorab: Ich verwende das generische Maskulinum und verzichte der Verständlichkeit halber generell auf erratische „Neusprech“-Varianten, glückstrunkene Gender-Sternchen oder anderen grammatikalischen Wahnsinn.

 

Neu

Zuletzt in das Werkverzeichnis aufgenommen wurden:

Im Jahr 1897 erschien der Gedichtband Das Jahr der Seele von Stefan George (1868-1933). Die Sammlung ist der Versuch Georges, die Naturpoesie der Romantik unter den Bedingungen der Moderne zu erneuern. Es handelt sich hier um das wichtigste Werk Georges aus seiner ersten Schaffensperiode, die zeitlich bis zur Jahrhundertwende datiert. Mit ihren einfachen, klaren äußeren Formen, dem dort angewandten vornehmen, aber nicht gespreizten Stil und der in Lyrik gefassten Spiegelung der Jahreszeiten kann man die Gedichte daraus zu Georges erfolgreichsten Schöpfungen bezeichnen. Sein Ruhm gründet auf dieser Zeit des Symbolismus, nicht auf dem, was später kam.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nämlich wandte George sich vom reinen Ästhetizismus ab und gründete den George-Kreis, der auf seinen eigenen philosophischen und reformerischen Vorstellungen fußte. Es sollte unter dem Titel Geheimes Deutschland eine streng hierarchisch gegliederte Struktur nach dem Vorbild eines Geheimbundes aufgebaut werden. Kennzeichen dieses Bundes sollten ästhetische Klarheit und Überlegenheit sein, und er sollte sich klar von der Alltagsrealität abgrenzen. George strebte eine mystische, antimoderne Gesellschaft an. Da war sehr viel krauses Zeug dabei.

Schöne Tage – nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen.

— Rabindranath Tagore

Publius Aelius Hadrianus

(Titulatur als Kaiser: Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus) ist tot. Er regierte das Römische Reich von 117 bis zu seinem Tod 138.

Hepzibah Smith Of Glencairn’s Cottage

(Titulatur als Rudelführerin: Lily-Maus) ist tot. Sie regierte ihre Umgebung von 2011 bis zu ihrem Tod 2024.

Beide hatten eins gemeinsam: sie wussten genau, wie man’s anstellen muss, wenn man erfolgreich sein will als Influencer.

Die Welt hat den Verstand verloren. Oder sollte es besser heißen: diejenigen, die sich anmaßen, diese Welt zu regieren, haben den Verstand verloren?

Stets geht es um Macht und um die Erweiterung derselben, und so gut wie nie oder zumindest sehr selten um die Bedürfnisse des immer weiter anwachsenden namenlosen Haufens, der gern mit „das Volk“ umschrieben wird. In Diktaturen ohnehin nicht, aber auch in den Demokratien, die früher einmal stolze Ergebnisse der Aufklärung waren, heute aber zu seelenlosen Bürokratien verkommen sind. Man muss nicht einmal besonders lange oder in weitläufigen Radien nach ihnen suchen, um sie zu entdecken…

Das hier veröffentlichte „Suchbild“ Der Turm Der Falben Affen An Der Großen Mauer zeigt auf erschreckende Weise die Assimilation, die die namenlose Masse Mensch überall auf diesem geschundenen Planeten befällt. Und es zeigt auch, auf welch perfide Weise Größenwahn und Machtgier und die daraus resultierenden politische Systeme der Menschenverachtung die Identitäten von Menschen verändern, auslöschen und vernichten können – weil sie es wollen.

Ich bin wirklich ein Fan von Rilke, das darf man mir getrost glauben. Aber menschlich scheint der arme, verkorkste Bursche offenbar einen überaus tragischen Schaden gehabt zu haben.

Arrogant? Gut, sowas ist von mir aus gerade noch ok, zumindest, wenn einer wirklich was kann. Egozentrisch? Als Künstler – wahrscheinlich kaum vermeidbar. Panisch? Klar, hat jeder mal zwischendurch. Und selbstgerecht? Da wird’s schon schwierig, besonders, wenn eine naiv dreinblickende Gattin und ein unschuldiges, wenige Wochen altes Würmchen darunter zu leiden haben. Oder war er einfach ein Autist, mit einer ordentlichen Portion ödipaler Probleme, verursacht durch frühkindliche Störungen und einer bigotten, mehr oder weniger narzisstischen Mutter? Dann wäre er ja vielleicht doch eher ein armer Bursche…Jedenfalls verschwindet der feine Herr auf Nimmerwiedersehen nach Paris, lässt Frau und Kind nach ein paar Monaten Ehe im Stich, stellt sich hin und schreibt dann so ein Gedicht! Da denkt man doch beim Lesen: Mensch, ist der einfühlsam! Und dabei ist er nur – schwierig und wahrscheinlich ein wenig krank. Wollen wir zu seiner Ehrenrettung vielleicht doch annehmen, dass auch ein bisschen Borderline und ein ausgewachsenes frühkindliches Sozialisationsdefizit dabei waren. Und dann noch sein unglaubliches Genie natürlich…

Man sagt, die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, mit Ausnahme aller anderen.

— Winston Churchill

Die meisten Bayerischen Abiturienten, sofern sie sich mutig mit Latein bis zu den Abschlussprüfungen befasst haben, glauben ja zu wissen, dass der Verfassungskreislauf von Cicero erfunden wurde. Man übersetzt mühselig seinen Somnium Scipionis, quält sich durch die Philosophie der De Re Publica und ist am Ende froh, dass man den Wechsel der Staatsformen begriffen hat: allesamt scheinen sie unausweichlich ins Negative abzudriften, um sodann mittels Volksaufstands oder Palastrevolution in eine nachfolgende Staatsform überführt zu werden. Auch dieses neue Konzept verkommt im Laufe der Zeit genauso, wird nochmals abgelöst von etwas Neuem und immer so weiter und weiter bis ans Ende der Menschheit.

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