Auch die Ebola-Epidemie im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist gegenwärtig im Schatten der Corona-Pandemie wieder aufgeflammt: im Jahr 2021 hat es die dortige Bevölkerung mit vier Epidemien gleichzeitig zu tun: Corona, Ebola, HIV/Aids und – ja, tatsächlich: Masern. Und die sind in Afrika bis heute noch immer tödlich. Seit 2018 haben sich rund 2,1 Millionen damit angesteckt und bis 2021 sind daran 70.000 Menschen gestorben. Während der aktuell im Kongo wieder stärker aufflammenden Masern-Epidemie sind seither weitere 16.000 Menschen gestorben. Aus finanziellen Gründen wurden die Impfkampagnen in vielen afrikanischen Staaten längst eingestellt. 21 Millionen Kinder in Afrika sind nach Schätzungen der WHO nicht mehr gegen das Virus geschützt. Das ist die eine, die tragische, die ohnmächtige Seite der Medaille.

2019, Acryl und Öl auf Faserplatte, 84 x 59 cm
Die großen Seuchen Afrikas III - Masern
Die großen Seuchen Afrikas III – Masern

25. April 2021

Die andere, die hirnlose, die fassungslos machende Seite tut sich in einer europäischen, vermeintlich hochzivilisierten und gleichzeitig auch in unerträglicher Weise am Rande grenzenloser egozentrischer Verblödung dahinwirbelnden Gesellschaft auf: sogenannte Masernpartys, die unter anderem auch in Deutschland von solchen Leuten veranstaltet werden, die für jeden denkenden, vernunftbegabten Menschen bestenfalls als verantwortungslose Träumer einzustufen sind, müssen den Menschen im Kongo vor ihrem eigenen Lebenshintergrund geradezu wie ein zynischer Schlag ins Gesicht vorkommen. Da bringen Eltern in vollem Ernst gesunde Babys mit an Masern erkrankten Babys zusammen, damit sich die Kinder gegenseitig anstecken. Die Tatsache, dass das den Tatbestand der Strafbarkeit wegen gefährlicher Körperverletzung, den der schweren Körperverletzung, und möglicherweise, wenn die Sache richtig blöd ausgeht und das Kind an den Folgen der Infektion mit dem Masernvirus stirbt, gar den der Körperverletzung mit Todesfolge erfüllt, scheint diese ausschließlich in Endlosschleife um den eigenen erlauchten Nabel kreisenden Leute weder zu interessieren noch zu beeindrucken.

Masern nutzen wie das Corona-Virus die Luft als Übertragungsweg. Dabei sind sie aber deutlich infektiöser als COVID-19. Die Viren segeln in feinsten Tröpfchen aus Speichel und Schleim durch die Luft, wenn gehustet, geniest oder auch einfach nur gesprochen wird. Alles funktioniert genauso wie beim Corona-Virus. Durchschnittlich infiziert jeder Betroffene aber fünfzehn (!) andere Menschen. Da kann man über R-Werte um 1,06, wie sie zum Beispiel bei Corona nicht ungewöhnlich sind, trotz des politischen Theaters, das darum gemacht wird, nur froh sein. Nach rund zwei Wochen Inkubationszeit tritt das erste Fieber auf, die ersten roten Flecken und meist auch noch ein trockener Husten. Diese Symptome kann man mit entsprechenden Medikamenten lindern. Leider gibt es, wie bei COVID-19 auch, über diesen glimpflichen Standard-Verlauf hinaus eine Reihe von schlimmen Komplikationen: Lungenentzündung, Mittelohrentzündung oder schwerer wässriger Durchfall, der durch die massive Dehydrierung des Erkrankten den Organismus immer weiter schwächt. Gegen diese Zustände wirken keine Medikamente, denn da ist überall das Virus selbst unmittelbar beteiligt und Antibiotika sind wirkungslos. Der Erkrankte muss mit der Infektion allein fertig werden. Die schlimmste Komplikation stellt die Hirnhautentzündung dar, denn das Masern-Virus ist liquorgängig. Das heißt, es ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Normalerweise ist das Gehirn nämlich durch seine besondere Abkapselung gut gegen Infektionen geschützt, die sich über den Blutkreislauf im menschlichen Körper verbreiten. Bei einer von tausend Infektionen mit dem Masern-Virus tritt statistisch solch eine Masern-Enzephalitis auf, und davon verläuft jede fünfte tödlich. Diese Komplikation kann sogar noch Monate und Jahre nach dem eigentlichen Krankheitsverlauf auftreten.

Und da gibt es nun Eltern, die lehnen eine Impfung bei ihren Kindern wegen der möglichen Nebenwirkungen ab. Sie finden es „natürlicher“, wenn sich der Nachwuchs auf einer Masernparty ansteckt. Diese Eltern glauben, dass nur dann die Abwehrkräfte des Kindes gestärkt werden, wenn es den vollen Krankheitsverlauf durchmacht. Dabei ist das tatsächlich Blödsinn. Zusätzlich kursiert die ebenso unausrottbare wie schlichtweg falsche Legende, dass ein Zusammenhang zwischen Masernimpfung und Autismus besteht. Die Medizinische Forschung hat auch diese hanebüchene Theorie inzwischen zweifelsfrei als falsch bewiesen.* Dennoch geistert diese Behauptung nach wie vor unbeirrt und vollmundig in Impfgegner-Foren durchs Netz, ebenso wie die Geschichte vom Aluminium.

Tatsächlich gibt es Zusatzstoffe, die in Impfstoffen als Wirkverstärker enthalten sind: Aluminium zum Beispiel. Wir vermeiden es bei Deo und spritzen es uns dann unter die Haut. Das ist doch absurd, sagen die Impfverweigerer. Das Paul-Ehrlich-Institut sagt: ein Großteil des über die Impfdosis aufgenommenen Aluminiums wird sehr zeitnah direkt über die Niere wieder ausgeschieden. Über Nahrung, Trinkwasser und Medikamente nimmt man täglich ebenfalls Aluminium auf. Verglichen mit diesen Quellen ist der Beitrag von Impfungen zur geschätzten lebenslangen Ansammlung von Aluminium sehr gering und vertretbar.

Diese Sorgen haben die Bewohner des Kongo gegenwärtig nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie die herzlich gern und deutlich lieber hätten als die, von denen sie aktuell geplagt werden.

* Siehe hierzu u.a. Artikel auf „Deutsche Welle“
https://www.dw.com/de/kein-autismus-durch-impfungen/a-37123766
(externer Link), zuletzt aufgerufen am 16.04.2021

Das Bild ist Teil einer Serie zum Thema Pandemie:

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