Kroklokwafzi? Semememi!
Seiokronto — prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemi
quasti bast bo …
Lalu lalu lalu lalu la!
Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Enpente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lalu la
Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei [ ]!
Lalu lalu lalu lalu la
Das große Lalula (1895)
Christian Morgenstern (1871-1914)
Berlin, Paris, London, Ballermann, Balaton
Wir leben in Babylon 2.8.
Reden wie im Mythos. – Verdreifacht
geregeltes Mediengerede
und speisen’s in Festplatten, Köpfe und Geräte
…
Google mal Babylon! Babel mal Googylon
Bubblegum Goodie Booty Party on, Babylon!
Während wir Wörter wie Werte verwirren
werden wagenweise Waren vertrieben. Und im Gehirn
platzen dot-com-Hypotheken-Sprech-Blasen wie Pustefix
…
Auszug aus:
Babylon 2.8. von Bastian Böttcher,
geb. 31.12.1974 in Bremen. Lebt heute in Leipzig.
2021, Acryl auf Leinwand, 120 x 180 cm
Pfingsten
Auf das Datum Ostern Plus Fünfzig für Pfingsten einigten sich die Bischöfe bereits sehr früh, nämlich schon während des Ersten Konzils von Nicäa im Jahr 325. Ziel des Treffens war es, dem höchsten Fest der Christen ein für alle Länder einheitliches Datum zu geben.
Wortgeschichtlich kann man die Sache mit den 50 Tagen Differenz zwischen diesen beiden Festen ebenfalls erkennen, denn das Wort Pfingsten erschließt sich aus dem griechischen Begriff πεντηκοστὴ ἡμέρα (pentekostè heméra) und das bedeutet: der 50. Tag nach Ostern.
Das Wort ist sogar schon im Althochdeutschen bekannt, wo es zwischen 750 und 1050 – für moderne Zungen gänzlich unverständlich – fimfchustí lautet. Mittelhochdeutsch (so zwischen 1050 und 1350 etwa) wird dann daraus phingeste und im Dativ Plural phingesten. Die alte Entlehnung aus dem griechischen pentekostè heméra gelangte nämlich als Umweg über das gotische paíntekuste (das …kuste spürt man im althochdeutschen …chustí noch) schließlich im Rahmen der arianischen Mission zu den Germanen. Die Holländer nennen das Fest auf niederländisch folgerichtig Pinkster(en). Der griechische Begriff findet sich auch im französischen Wort für Pfingsten Pentecôte und im Englischen Pentecost wieder, aber deutlich weniger verbogen als auf dem germanischen Sprachpfad. Beide haben sich nämlich ziemlich umweglos aus dem kirchenlateinischen pentecoste entwickelt, wo das griechische Original im Grunde unverändert übernommen wurde. Das ist im Lateinischen nicht weniger ungewöhnlich als heute bei uns. Hier wie dort finden sich grundsätzlich sehr viele Lehnwörter aus dem Griechischen, weil es im Römischen Reich durchaus gebildet war, sich in Fremdworten auszudrücken. Daher wurden die heute im Deutschen verwendeten sogenannten Gräzismen auch nahezu 1:1 aus dem Lateinischen übernommen und allerhöchstens marginal angepasst: Apostel, Bakterie, Chamäleon, Dynamit, Epidemie, Fotografie oder Galaxie – ich kann das ohne Schwierigkeiten durchs gesamte Alphabet fortführen – das sind alles ursprüngliche griechische Lehnwörter im Lateinischen, welche die deutsche Hochsprache ebenfalls nahezu ohne Veränderungen wie das klassische Rom übernommen hat.
Aber wie kam es denn nun damals zu diesen ominösen Pfingstvorfällen? Ganz schön geheimnisvoll muten in der Apostelgeschichte das Brausen und die Feuerzungen an, wenn dort beschrieben wird, wie der Geist Gottes wie ein mächtiger Sturm in die Versammlung der Menschen gebraust sein und das ganze Haus erfüllt haben soll. Wie aus dem Nichts sollen Flammen aus Feuer erschienen sein, die durch den Raum züngelten und sich auf die Köpfe der Jünger verteilten, ohne deren Haarpracht im Geringsten anzusengen. Und noch etwas Seltsames soll bei diesem Anlass geschehen sein: das sogenannte Sprachenwunder. Als die Jünger den Leuten von Jesus Christus erzählten, sollen sie plötzlich von allen Anwesenden ohne Ausnahme verstanden worden sein. Es waren sehr viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Sprachen anwesend, aber jeder einzelne soll die Botschaft der Jünger in seiner eigenen Muttersprache gehört haben.
Die Apostelgeschichte erzählt, dass da der Heilige Geist in Form sichtbarer Flammen auf die Apostel und Jünger herabkam, als sie zum jüdischen Fest Schawuot1 (τὴν ἡμέραν τῆς πεντηκοστῆς‚ = tän heméran tas pentekostas = „zum 50. Tag“) in Jerusalem versammelt waren (Apg 2,1–41 EU2). Seitdem wird dieses Datum in der christlichen Tradition sozusagen als Gründungsveranstaltung der Kirche verstanden – und gleichzeitig als der Beginn der Missionierung. Aus christlicher Sicht wurde dadurch auch die Babylonische Sprachverwirrung aufgehoben. Angeblich hatte Gott vor langer Zeit die Menschen für ihre Eigenmächtigkeit beim Turmbau zu Babel bestraft. Die Menschen hatten den Wolkenkratzer in ihrem Größenwahn mit der Absicht errichtet, ihn bis in den Himmel und damit zu Gott hinauf zu bauen. Als „fest“ in den Kalender aufgenommenes Fest wurde Pfingsten knapp hundert Jahre später erstmals im Jahr 130 ausdrücklich erwähnt.
Und wieso waren ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt so viele Menschen in Jerusalem und feierten Schawuot? War das ein blöder Zufall? Nein. Da war bei den Juden halt 50 Tage vorher ebenfalls etwas Wichtiges geschehen, das dieses Datum für dieses jüdische Fest, an dem das Volk Israel die Tora (die hebräische Bibel) bekommen haben soll, zwingend vorgegeben hatte.
Kreuzigung und Auferstehung Jesus‘ fielen damals, wenn man dem Neuen Testament glauben mag, genau in eine jüdische Pessachwoche. Nach den Synoptischen Evangelien ereignete sich der Todestag von Jesus an einem Rüsttag zum Pessachfest, also auf den Tag vor Sabbat (Mk 15,6-42 EU). Nach dem Evangelium des Johannes starb Jesus am 14. Nisan zur selben Zeit, als die Pessach-Lämmer im Tempel geschlachtet wurden: zur neunten Stunde. Das ist nach moderner Zeitrechnung 15:00 Uhr (Joh 19,14-24 EU).
Jetzt müssen wir aber endgültig einen kleinen Exkurs machen, weil diese vielen Fachausdrücke mit der Zeit eher verwirren als weiterhelfen:
Man nennt die drei Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas und ihre Evangelien Synoptiker (von griechisch συνόψις syn-opsis, was so viel bedeutet wie gemeinsam schauen). Die Beschreibung und Deutung des Lebens und der Lehre von Jesus sind in diesen drei Evangelien überraschend vergleichbar, gewissermaßen aus demselben Blickwinkel verfasst. Das Evangelium des Johannes stimmt zwar weitgehend inhaltlich, wenn man es grob genug fasst, auch mit dem Aufbau der drei Synoptiker überein, die drei synoptischen Evangelien verfügen aber über viel mehr Gemeinsamkeiten, besonders was ihre Sprache und die Konstruktion der Texte betrifft. Da fällt dann Johannes aus dem Rahmen.
Das jüdische Pessach-Fest, auch Passah oder Pas-cha genannt (hebräisch פֶּסַח pésach, aramäisch פַּסְחָא pas’cha), ist eines der wichtigsten Feste des Judentums und erinnert an das Ende der Sklaverei in und den Auszug aus Ägypten (Exodus). Das 2. Buch Mose im christlichen Alten Testament und dem jüdischen Tanach berichtet davon. Das Pessach-Fest ist ein stark ritualisiertes Familienfest voller religiöser Traditionen und Gebräuche und beginnt mit einer zeremoniellen Mahlzeit, dem Sederabend am 14. Nisan und dauert eine Woche, in der nur ungesäuertes Brot, sogenannte Matze, gegessen wird. Die schmecken so ähnlich wie Knäckebrot.
Nisan (hebräisch ניסן) ist der siebte nach dem weltlichen, aber der erste Monat nach dem religiösen jüdischen Kalender. Er dauert immer 30 Tage. Verglichen mit dem Gregorianischen Kalender, nach dem wir seit dem Jahr 1582 zählen, schwankt der Beginn des Monats Nisan zwar, aber er fällt immer in den Zeitraum von Mitte März bis Mitte April. Das hängt damit zusammen, dass der jüdische Kalender kein Sonnenkalender ist wie der gregorianische, sondern ein Lunisolarkalender. Das ist ein gebundener Mondkalender (lat. luna = Mond und sol = Sonne) und der enthält zwar genau wie ein banaler Mondkalender erst einmal 12 mondphasenorientierte Monate, die als Kalendermonate durchnummeriert und bezeichnet sind. Um sich aber an das Sonnenjahr anzunähern, schaltet der Lunisolarkalender im Schnitt alle drei Jahre einen dreizehnten Mond-Monat (der auch eine eigene Bezeichnung hat) zusätzlich ein. Das ist prinzipiell vergleichbar mit unserem 29. Februar, der in Schaltjahren – Jahren also, deren Bezeichnung durch 4 teilbar ist – hinzugegeben wird. Und damit beenden wir diesen Exkurs.
Der Tod Jesu Christi also begründet wegen der Tatsache, dass er mehr oder weniger zufällig in seinem Sterbejahr damals gerade mit dem jüdischen Pessachfest zusammenfiel, seit dem Urchristentum einen starken Zusammenhang mit der jüdischen Hoffnung auf Befreiung und ist damit eine Art Gegenbild zum Pessach-Lamm. Seine Auferstehung am dritten Tage wird daher als Bekräftigung dieser Hoffnung verstanden. Die Lehre der katholischen Kirche geht davon aus, dass sich so die Hoffnung auf Erlösung auf alle Völker und Religionen erweitert.
Das christliche Bild des Osterlamms, das an die Pessach-Opfertiere erinnert, die noch bis ins Jahr 70 n. Chr. im Tempel geschlachtet wurden, gehört daher hier genauso her wie das frühchristliche Abendmahl, das ja mit denselben Elementen versehen ist wie das jüdische Seder-Mahl: das häusliche gemeinsame feierliche Abendessen, die Deutungsworte zu den Speisen, das sich anschließende Dankgebet, und der Segensbecher, der mit dem Abendmahlskelch gleichzusetzen ist (Mk 14,12-25 EU).
Für Paulus von Tarsus ist Christus als unser Pas-cha (Пасха russisch für: Ostern) geschlachtet worden, so dass sich dadurch alles Festhalten am alten Sauerteig (eine Anspielung auf die ungesäuerten jüdischen Matze) der innerchristlichen Machtkämpfe erübrigt (1. Kor 5,7 EU).
/1/ Schawuot (hebräisch שבועות = „Wochen“; jiddisch: Schwu’ess, Schwuos oder Schwijess) ist das jüdische Erntedankfest, das 50 Tage, also sieben Wochen plus einen Tag, nach dem Pessachfest gefeiert wird.
/2/ Zur Apostelgeschichte siehe zum Beispiel https://www.bibleserver.com/EU/Apostelgeschichte2%2C1-41 (Externer Link)
„Das Pfingstwunder“ aus der Apostelgeschichte des Lukas, 2. Kapitel
1Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. 2Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 5Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 9Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, 10Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, 11Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. 12Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?
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Aus dem Werk ist eine Druckgrafik gleichen Namens entstanden.
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Weitere Infos zu Christian Morgenstern auf Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Morgenstern (Externer Link)
Webseite von Bastian („Bas“) Böttcher
http://www.basboettcher.de (Externer Link)
Den Volltext der Einheitsübersetzung vorstehender Bibelzitate
finden Sie u.a. auf https://www.bibleserver.com (Externer Link)
Ich LIEBE das große Lalula! Zwar finde ich, dass dieses Gedicht eher zum Turmbau von Babel und der allgemeinen Sprachverwirrung passt, aber es geht auch hier.
Auf Wunsch die kurze Anmerkung zum Konzil von Nicäa jetzt auch in dieser Plattform:
Wusstest du eigentlich, dass auf besagtem Konzil beschlossen wurde, dass man ein iota hinzufügt, so dass aus dem gottähnlichen Jesus (vor allem die Arianer haben die Ähnlichkeit betont, weil sie sagten, es ginge nicht, einerseits an Gott als einzigem Gott zu glauben, aber andererseits auch noch Jesus und den Heiligen Geist zu Gott zu erheben, das sei nicht mehr monotheistisch) der gottgleiche (homoousios) Jesus wurde? Das hatte weitreichende Folgen. Zum einen waren Vater, Sohn und Heiliger Geist gleichgestellt und eine Einheit (Festschreibung des Glaubensbekonntnisses), zum anderen wurde noch einmal die immerwährende (also auch nach Jesu Geburt) Jungfräulichkeit Marias betont, nicht das vertraute Weib Josephs. Davon, dass Jesus Brüder hatte, die Maria geboren hatte, hatte man schon um 200 Abstand genommen und die These vertreten, dass sie eventuell aus einer 1. Ehe Josephs stammten. Selbiger hat angeblich niemals die Ehe mit Maria vollzogen. Und da man schon bei Frauenfeindlichkeit und Enthaltsamkeit diesem Geschlecht gegenüber war, hat man das Zölibat für Priester beschlossen. Nur so als Randnotiz für den Künstler.
Und zum Bild: Herrlich, diese Farben!!! Endlich weg von den tristen Themen und der eingeschränkten Farbpalette. Lass es wieder leuchten!
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Luitgard. Von dem Zufügen des folgenschweren Iotas auf diesem Konzil wusste ich bislang nichts. Vielen Dank für diese Ergänzung.
Und zu deiner Vermutung zu den tränenreichen Hyaden: nein, das war weder als Weiterentwicklung noch als inhaltliche Verwandtschaft geplant. Sowohl das Werk Babylonian Embroglio als auch das Living Luxury sind von der Technik völlig anders. Da arbeite ich mich gerade ein wenig ein.
Ich bin gerade am Überlegen, ob man dieses Bild als Weiterentwicklung zu den Hyaden sehen kann…